Menschen in Auschwitz

1. Menschen in Auschwitz

1.1. Über Hermann Langbein

Menschen in Auschwitz, das ist der Titel eines 1972 erschienenen Buchs von Hermann Langbein, der von 1942 bis 1944 im Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager) interniert war und als Häftlingsschreiber des Standortarztes arbeitete. 1954 war er Mitbegründer des Internationalen Auschwitzkomitees und spielte eine bedeutende Rolle beim Zustandekommen des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses (1963 bis 1965), bei dem er auch als Zeuge aussagte. Im Zeitzeugen-Portal findet man zwei eindrucksvolle Videos, in denen er sehr sachlich über die Tätertypen in Auschwitz und die die Frankfurter Auschwitzprozesse berichtet.

1.2. Über das Buch

„Menschen in Auschwitz“ (Leseprobe) berichtet auf über 600 Seiten in ähnlich sachlicher Weise über die Menschen in Auschwitz, ihre Arbeit, ihr Leben und Sterben, den Hälftlingsjargon und die sozialen Strukturen in den Lagern. Das Buch gliedert sich in die folgenden Kapitel:

  • Einführung
    • Rechtfertigung des Autors
    • Das Lager und sein Jargon
    • Die Geschichte des Vernichtungslagers
    • Zahlen
  • Die Gefangenen
    • Unter der Gewalt des Lagers
    • Der Muselmann
    • Der Häftling und der Tod
    • Musik und Spiele
    • Kanada
    • Der Prominente
    • Jüdische Lagerprominenz
    • Fabrikation von Helfern
    • Sonderkommando
    • Der Häftlingskrankenbau
    • Die in Auschwitz geboren wurden
    • Widerstand
  • Die Bewacher
    • Die Wächter
    • Menschen – nicht Teufel
    • Der Kommandant
    • SS-Führer
    • Ärzte bei der SS
    • Dr. Wirths
    • Untergebene der SS-Führer
    • Sexualität
    • Reaktionen der menschlichen Natur
    • Frank und Pestek
    • Zivilisten in Auschwitz
  • Nachher
    • Häftlinge nach der Befreiung
    • SS-Angehörige nach Kriegsende
    • Abschluss und Warnung

Über den Lageralltag schreibt Hermann Langbein:

„Ein guter Blockältester hatte dafür zu sorgen, daß sein Block neu ausgemalt wurde, bevor es zu Bestrafungen kam. Offiziell faßte er jedoch niemals Farbe. Er konnte sie ohne weiteres organisieren, es gab genügend Arbeitskommandos, denen Farbe zugeteilt wurde. Aber der Blockälteste brauchte Zahlungsmittel. Ihm stand nur eines zur Verfügung: die Rationen, die auf den Block kamen.“

Dies zeigt exemplarisch das System Auschwitz. Der Blockälteste, selbst ein Häftling, musste den ohnehin verhungernden Menschen Teile ihrer Verpflegung vorenthalten, um Farbe zu beschaffen. Wurden die Häftlinge beim Organisieren (d. h. dem „illegalen“ Beschaffen) der Farbe erwischt, wurden sie hart bestraft. Unterließen sie es, wurden sie ebenfalls hart bestraft. Es war gar nicht erst vorgesehen, dass es eine gute Lösung für die alltäglichen, aber existenziellen Probleme der Häftlinge gab.

Ich kann die Lektüre dieses Buches nur wärmstens empfehlen. Es ist enorm lehrreich, erschreckend und faszinierend zugleich. Und letztlich bleibt nach dem Lesen die Erkenntnis, dass die Täter in Auschwitz keine abgrundtief bösen Monster waren, sondern ganz normale Menschen.

Die neueste Auflage von Menschen in Auschwitz ist erhältlich als Taschenbuch für 24,99 € oder als DRM-freies E-Book für 19,99 €. Ich habe eine gebrauchte, gut erhaltene Ausgabe von 1980 für rund 8,50 € inkl. Versand bei einem Versandhändler gekauft.


Zuletzt bearbeitet am 07.02.2022

Kommentare deaktiviert.